Freitag, 13. Februar 2015

Inkognito Vegan?

An manchen Tagen erzähle ich meinen Mitmenschen und Kollegen nicht gerne, dass ich vegan lebe. Nicht aus Scham oder mangelndem Geltungsbedürfnis, daran fehlt es mir nicht. Jedoch assoziieren die meisten Menschen das Wort "vegan" mit Einschränkung, Verzicht, fadem Tofu und alten Ökos. Fragt jemand direkt "Lebst du vegan?" antworte ich auch direkt mit "Ja". Will jedoch jemand wissen, weshalb ich keine Butter auf meiner Brezel möchte oder weshalb die Wahl des Mitagessens auf Salat oder eine wilde Komposition von Beilagen fällt, dann antworte ich an solchen Tagen entweder "aus Tierliebe" oder "Weil ich die industrielle Fertigung von Nahrungsmitteln tierischen Ursprungs nicht unterstützen möchte". In einer Welt mit Verständnis für das Gegenüber und Akzeptanz für persönliche Überzeugung würde ich antworten "Weil ich vegan lebe" und mein Gegenüber würde erwiedern "Aha, in Ordnung". Ohne nachtreten und ohne Abhandlungen über ein veganes Menü, welches man mal irgendwann verzehrt hat und das ungeniesbar war und man das deshalb niemals auf Dauer tun könne. Oder das man ja selbst auch ganz wenig Fleisch esse und auch nur von "fröhlichen" Tieren...

Um nicht falsch verstanden zu werden, zum veganen Leben stehe ich mit voller Überzeugung und ich werde es nicht leugnen. Während jedoch wir irgendwo das Wort "vegan" lesen, uns darüber freuen und willkommen fühlen, gibt es jene andere Menschen die sofort an verklemmte Hippies ohne jeglichen Spaß am Leben denken und sich deshalb selbst dabei blockieren über den Tellerrand hinauszusehen und evtl. selbst etwas an sich zu ändern.

Vegan liegt im Trend und an sich ist das Wort modern und hip! Aber ebenso möchte ich auf vermeintlich humorlose Naturverbundene reduziert werden wie auf das eine Wort "vegan". Als Führungskraft lebe ich meinen Kolleginnen und Kollegen so wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gerne vor, dass Mitgefühl, Ablehnung von Ausbeutung,Tierliebe und Menschenliebe sehr wohl vereinbar sind mit Erfolg, Karriere, modischem Verständnis und Professionalität. 

Trotz der gelegentlichen Zweifel an der Offenheit mit der ich das vegan-sein nach außen trage ist ja dennoch die einzig logische Konsequenz, es gerade wegen der Zweifel noch stärker nach außen zu tragen. Die Assoziation der Menschen mit Veganern ist heute eine von der Realität stark abweichende, jedoch kann ich diese nachvollziehen. Wenn ich einkaufen gehe in veganen Stores, sehe ich sehr viele dieser Stereotypen, die exakt mit der vorherrschenden Vorstellung über Veganer übereinstimmen.

Aber es gibt so viel mehr von uns und alle sind wir so verschieden. Und wir werden immer mehr :)

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